DAS KORSETT

Eine Korsettversorgung ist eine effektive, aber auch aufwendige Behandlung,
welche von  unseren Technikerinnen mit großer Sorgfalt und viel Einfühlungsvermögen durchgeführt wird.

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Ein Korsett ist eine Stützvorrichtung aus Kunststoff, die für jeden Betroffenen individuell angepasst wird, da jede skoliotisch veränderte Wirbelsäule andere Korrekturmaßnahmen braucht . Das heißt, das Korsett sorgt für Gegendruck, vor allem an den Rippen. Es drückt den Rücken gerader bzw. arbeitet gegen die Verdrehung der Wirbelsäule an. Für den Korrektureffekt und die Tragbarkeit des Korsetts sind die Orthopädin/ der Orthopäde und die/ der Orthopädietechnikerln zuständig. Für die Einhaltung der optimalen Tragedauer ist die/ der PatientIn jedoch selbst verantwortlich.


    Ziel jeder Skoliosekorsettbehandlung ist es, eine Verschlechterung der Skoliose zu vermeiden. Durch ein bestmöglich gefertigtes und zuverlässig getragenes Korsett, bleibt die Krümmung nach der Behandlung mit der Stützvorrichtung unverändert. In einigen Fällen tritt sogar eine Verbesserung ein.

    Das Korsett verhindert nicht nur die Rumpfverformung und verbessert die Rumpfstatik, sondern ermöglicht auch deutliche kosmetische Verbesserungen.

    Durch Druck versucht das Korsett die Wirbelsäule in die korrekte Position zu brin-gen. Diese Druckpunkte fühlen sich am Anfang seltsam an, da man das Gefühl hat, schief zu stehen. Durch das ständige Tragen des Korsetts tritt schon bald eine Ge-wöhnung an das neue Körperempfinden ein, welches in rascher Folge als normal empfunden wird.

    Die wichtigsten Punkte der Korsettversorgung sind die perfekte Korsett-Fertigung, das richtige Schließen, konsequentes Tragen und regelmäßige, intensive Kran-kengymnastik.

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    Gemeinsam –  Orthopädietechnikerin und PatientIn

    Nach einer von der Orthopädin, dem Orthopäden verordneten Skoliosekorsett-Behandlung, wird die Orthopädietechnikerin hinzugezogen. Diese verschafft sich einen Überblick über den Grad der Wirbelsäulenverkrümmung und das spezielle Röntgenbild der kompletten Wirbelsäule.

    In weiterer Folge erstellt unsere Technikerin, je nach Art der Skoliose, einen Computerscan. Anhand dieser Daten wird ein Rumpfpositiv hergestellt, welches für die Fertigung eines Skoliosekorsetts benötigt wird, um dann an diesem Modell ein passendes Korsett erstellen zu können.

    Ist das Korsett zur Anprobe bereit, wird ein erneutes Treffen zwischen Orthopädietechnikerin und PatientIn ausgemacht, um die Passform zu kontrollieren. Nachdem Passform und Funktion des Korsetts kontrolliert wurden, erfolgen Fertigstellung und Abgabe.

    Die Tragedauer sollte nach Absprache mit unserer Orthopädietechnikerin und Ihrer Ärztin/ Ihrem Arzt in der Eingewöhnungsphase stetig gesteigert werden.

    Nach einer Woche sollte die optimalen Tragedauer (von 18 bis 23 Stunden täglich) dann erreicht sein. Nach einer Eingewöhnungszeit von etwa 8 Wochen wird ein Kontrollröntgen gemacht. Dies dient zur Feststellung, inwieweit die Krümmung im Korsett korrigiert ist und somit ein positives Zwischenergebnis beim Tragen des Korsetts erreicht wurde, welches für den Behandlungsprozess ganz wesentlich ist.

    Alle 2-3 Monate laden wir unsere PatientInnen zu Kontrollen in unserer Zentrale ein, um die Fortschritte in der Behandlung dokumentieren und etwaige notwendige Korrekturen oder Wachstumsanpassungen durchführen zu können.


    Worauf muss geachtet werden?

    Körperpflege und -hygiene

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    Es ist notwendig, die Haut im Bereich der Korsettpolsterung, sorgfältig zu beobachten. Durch den Polsterdruck, der für die Skoliose-Korrektur entscheidend ist, kann es in diesen Körperregionen zu Veränderungen der Hautfarbe kommen. Rote Stellen sind hier im Normalfall üblich. Zeigen diese Stellen allerdings dunkelrote oder bläuliche Verfärbungen, kontaktieren Sie umgehend unsere Technikerinnen, um die Korsettdruckpunkte überprüfen zu lassen. Dasselbe gilt auch, wenn (in seltenen Fällen) offene Hautstellen entstehen. Achten Sie darauf, nach dem Duschen oder Baden die Haut komplett abzutrocknen, bevor Sie das Korsett wieder anziehen.

    Eingewöhnungszeit

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    Die Eingewöhnungszeit ist individuell sehr unterschiedlich. Manche Patienten gewöhnen sich rasch an das Tragen eines Korsetts, andere benötigen mehr Zeit. Auch dies wird vor Ort in einem Gesprächig mit unseren Technikerinnen abgeklärt. Konsequenz und Geduld sind wichtig und unerlässlich, um einen größtmöglichen Behandlungserfolg zu gewährleisten.

    An- und Ausziehen des Korsetts

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    Der Umgang mit einem Korsett will gelernt sein: Vermeiden Sie direkten Hautkontakt mit dem aus Kunststoff gefertigten Korsett und tragen Sie beispielsweise ein kurzärmeliges T-Shirt darunter! Um unnötige Druckstellen zu vermeiden, ist es wichtig, dass das T-Shirt faltenfrei unter dem Korsett anliegt. Nachdem unser Skoliosekorsett vorne geschlossen wird, muss es beim Anziehen so weit geöffnet werden, dass Sie mit dem Rumpf seitlich hinein schlüpfen können. Danach sind die Verschlüsse bis zur von der Orthopädietechnikerin markierten Stelle zu schließen. Kann das Korsett noch stärker geschlossen werden, erhöht dies die skoliose-korrigierende Wirkung des Korsetts.

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    Tragedauer

    Um sich an das Korsett zu gewöhnen, sollte es die ersten 2-3 Tage stunden-weise an- und wieder abgelegt werden. Nach spätestens 7 Tagen sollte die maximale Tragezeit von bis zu 23 Stunden erreicht worden sein. Die Maximal-tragezeit wird individuell von Ihrer Ärztin/ Ihrem Arzt bestimmt.

    Reinigung, Desinfektion des Korsetts

    Das Korsett soll aus hygienischen Gründen, aber auch, um unangenehme Gerüche zu vermeiden, regelmäßig gereinigt werden. Die Kunststoff- und Metallteile sind mit Wasser und Seife von Hand einfach zu waschen.

    Hinweise

    Wenn das Korsett aufgrund des Wachstums zu klein wird, sich Pelottenlage bzw. Pelottendruck oder auch die Körpergröße ändern, sollten Sie sich mit Ihrer Orthopä-
    dietechnikerin in Verbindung setzen, um diese Veränderung wieder zu begleichen. Gerade bei Mädchen kann es zu einer Beeinträchtigung der Brustent-
    wicklung kommen, sollte der Korsettrand unterhalb der Brust nicht den Wachstumsveränder-
    ungen angepasst werden. Daher ist es wichtig, dass jede/r Betroffene selbstständig auf ihre/ seine Körperentwicklung achtet, um bei Veränderungen die Korsett-
    korrekturmaßnahmen von der Orthopädietechnikerin durchführen zu lassen.

    Kontrolle des Korsetts

    Um die korrigierende Funktion einer Korsettbehandlung zu erhalten, muss das Korsett regelmäßig kontrolliert werden. Wenn die Wirbelsäule nachgege- ben hat, können durch das Aufpolstern der Pelotten, noch bessere Ergebnisse erzielt werden. Es ist deshalb wichtig, die von Ihrer Orthopädin/ Ihrem Orthopäden bzw. Ihrer Orthopädietechnikerin empfohlenen Kontrolltermine, einzuhalten. 4-5 Wochen nach Abgabetermin findet die 1. Kontrolle bei uns in der Zentrale statt. Nach der anschließenden Röntgenkontrolle (im Korsett), kommen Sie zu Ihrem 2. Termin zu uns. Danach sind Kontrollen alle 2-3 Monate üblich und sinnvoll.

    Abschulung

    Die Abschulung des Korsetts erfolgt mit Ende des Knochenwachstums. Auch hier wird dem Körper Zeit gegeben. Die Tragedauer wird anfangs tagsüber zunehmend reduziert bis das Korsett nur mehr nachts getragen wird, bevor es schließlich endgültig nicht mehr getragen werden muss. In der Phase der Entwöhnung vom Korsett, sollte die physiotherapeutische Behandlung gesteigert werden, um das erreichte Korrekturergebnis auch ohne die Stützhilfe zu erhalten.